Implantologie
In der Implantologie geht es um das Einpflanzen von künstlichen Zahnwurzeln (Zahnimplantaten)
in den Ober- und/oder Unterkiefer, auf denen nach Einheilung der Zahnersatz angefertigt werden kann.
Medizinisch bewährt, wissenschaftlich seit Jahrzehnten langzeituntersucht sind zylindrische oder konische schraubenförmige Implantate aus Titan mit einem Schraubengewinde, das für eine „Primärstabilität“ sorgt, damit der umgebende Knochen in die Implantatoberfläche einwachsen kann. Die Implantate besitzen ein Innengewinde, das den vorgefertigten passgenauen Aufbauten für die spätere Kronenversorgung Halt gibt.
Nach neuen Materialen als Alternativen zum langjährig bewährten Titan wird intensiv gesucht. Es gibt vielversprechende Aussichten (z. B. Zirkoniumoxid als alternatives Material zum Titan oder mit biologischen Materialien beschichtete Implantate), die sich entweder in einem experimentellem Stadium befinden oder eine relativ kürzere Nachbeobachtungszeit im Vergleich zu den langjährig bewährten Titan – Schraubenimplantaten aufweisen. Die blattförmigen Implantate werden heutzutage kaum mehr verwendet.
Der entscheidende Vorteil von Zahnimplantaten ist:
Nachbarzähne müssen nicht beschliffen werden
Prothesenstabilisierung
Implantate im Oberkiefer beidseits, Prothetische Versorgung
Röntgenbild mit Implantaten
Durch verschiedene Maßnahmen bei deren Herstellung entsteht eine extrem raue Oberfläche an den Implantaten, in die der Knochen durch einen komplizierten biologischen Vorgang einwächst. Je nach Einheilungsort (Ober- oder Unterkiefer), Qualität und Stabilität des knöchernen Gewebes, Belastung und prothetischer Situation können Implantate sofort nach der Zahnentfernung oder zu einem späteren Zeitpunkt gesetzt werden. Einheilzeit und Belastung der Implantate sind von vielen Faktoren abhängig, so dass sowohl Sofort- als auch Spätbelastung möglich sein können.
In der Regel beträgt die Einheilzeit für Implantate im Unterkiefer 6 Wochen, im Oberkiefer 3 Monate, bis die prothetische Versorgung auf den künstlichen Zahnwurzeln begonnen werden kann. Der genaue Zeitpunkt ist nur individuell vom Operateur zu entscheiden.
Sie liegt bei ca. 95 %
10 Jahre nach Implantation befinden sich statistisch gesehen noch 95 % der gesetzten Implantate am Platz, wenn sie kompetent gesetzt und gut gepflegt wurden.
Grundsätzlich muß das Risiko einer Implantatversorgung bei systemischen Allgemeinerkrankungen individuell abgeschätzt werden. Ein gut eingestellter Diabetes mellitus oder Osteoporose sind aber kein Grund, von vornherein von einer Implantatversorgung abzusehen.
Die chirurgische implantologische Behandlung gilt als Privatleistung. Jeder Patient sollte den Kostenvoranschlag für die Behandlung seiner Krankenkasse vorlegen, um eine eventuelle Kostenübernahme durch die Versicherung schon vor Behandlungsbeginn abzuklären.
Die entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche implantologische Behandlung ist ein ausreichendes Knochenangebot. Die eingesetzten Implantate müssen von einer genügend starken Knochenschicht bedeckt sein, um ein langfristig stabiles Ergebnis zu gewährleisten.
Nach Zahnverlust kommt es zu einer natürlichen Schrumpfung (Atrophie) der Kiefer, weil die funktionelle Belastung durch die Zähne auf den Kiefer nicht mehr vorhanden ist. Je länger ein Zahn fehlt, desto grösser ist das Ausmass der Schrumpfung.
Knochenschwund nach Zahnentfernung
Zunehmende Schrumpfung des Oberkiefers (Querschnitt) nach Zahnverlust
Folgende anatomische Strukturen sind besonders zu beachten, da sie Anlass zu Komplikationen bieten könnten:
Erfahrung des Operateurs, sorgfältige Planung und Diagnostik sowie ein vorsichtiges operatives Vorgehen sind die Garanten für die Schonung dieser beiden genannten anatomischen Strukturen in Ober- und Unterkiefer.
Nach eingehender klinischer Untersuchung ist eine bildgebende Untersuchung zur Beurteilung des Implantatlagers unerlässlich, um das Knochenangebot und die Beziehung zu den benachbarten anatomischen Strukturen beurteilen zu können.
Die Panoramaschichtaufnahme (OPTG) ist die präoperative zweidimensionale Standarduntersuchung.
Panoramaschichtaufnahme (OPTG)
Eine sehr viel genauere Aussage ist mit dreidimensionaler Röntgendiagnostik über die Volumentomografie mit dem 3D Accuitomo möglich. Durch die Darstellung der dritten räumlichen Ebene und die extrem hohe Auflösung dieses Verfahrens werden sehr häufig Befunde aufgedeckt, die durch die Maschen der zweidimensionalen Diagnostik des OPTG fallen.
3D-Volumentomografie
Für grössere Arbeiten ist die präoperative Anfertigung von Gipsmodellen sinnvoll, die zur OP-Planung und zur Anfertigung einer Bohrschablone dienen. Sie gibt dem Operateur die prothetisch korrekte Situation der Implantate vor.
Bohrschablone mit Titanhülsen und im Patientenmund
Bei sehr großen Rekonstruktionen ist eine dreidimensionale Operationsplanung hilfreich. Die Datenverarbeitung einer bildgebenden Untersuchung mit Hilfe einer speziellen Software führt zur computergestützten Erstellung einer Bohrschablone entsprechend der prothetischen Planung.
Die Operation kann schmerzfrei in örtlicher Betäubung, auf Wunsch der Patienten auch in Vollnarkose vorgenommen werden.
Im Anschluss an die Operation ist mit einer kräftigen Schwellung zu rechnen, die in der Regel drei Tage nach der Operation rasch rückläufig ist. Mit einer Arbeitsunfähigkeit für diesen Zeitraum ist zu rechnen. Die Entfernung der Nähte ist zwei Wochen nach der Operation abgeschlossen.
1. Der Unterkiefer wird von der Schleimhaut befreit und dargestellt
2. Präparation des Implantatbettes mit Bohrern
3. Einschrauben des Implantates und Nahtverschluss
Falls die Schrumpfung des Kiefers soweit fortgeschritten ist, dass eine einzeitige Implantation nicht zulässt, bedarf es einer vorgeschalteten Operation zum Aufbau der verlorengegangenen Kiefersubstanz, um ein ausreichendes und langzeitstabiles Implantatbett zu schaffen.
Die gängigen Materialien zum Kieferaufbau sind:
Patienteneigener Knochen aus der Mundhöhle, vom Beckenkamm oder anderen Körperregionen
Vorteil: Der patienteneigene Knochen besitzt die beste Einheilungstendenz.
Nachteil: Zur Entnahme des Materials muss dem Patienten eine zweite Wunde an der Entnahmestelle zugefügt werden
Patienteneigener Knochen
Synthetisches Material organischen oder anorganischen Ursprungs.
Vorteil: Keine zweite Wunde zur Entnahmestelle von patienteneigenem Knochen
Nachteil: Weniger gute Einheilungstendenz, längere Einheilungszeit, zumeist schlechtere Knochenqualität für das Implantatlager
Die für Ihren individuellen Fall bestmögliche Alternative muss mit Ihrem Behandler abgesprochen werden.
1. Sinuslift
Diese Operation ist dann angezeigt, wenn im Oberkiefer ein nicht ausreichenden Knochenangebot in der Vertikalen vorhanden ist.
Behandlung Sinuslift
Quelle: The Sinus Graft, Ole. T. Jensen, DDS, MS, Seite 64
Die Behandlung verläuft in folgenden Schritten:
Bild a: Geschrumpfter Oberkiefer, die Kieferhöhle ist mit rosa Schleimhaut ausgekleidet
Bild b: Die Kieferhöhlenschleimhaut wird während des Sinuslifts angehoben und der auf diese
Weise geschaffene Raum am Boden der Kieferhöhle aufgefüllt.
Bild c: Sechs Monate später folgt die Versorgung mit vier Implantaten
Bild d: Drei Monate später sind die Implantate eingeheilt, so dass sich die prothetische Versorgung anschliesst.
2. Seitlicher Kieferaufbau mit einem patienteneigenen Knochenblock
Aus dem Kinn- oder Kieferwinkelbereich wird ein quaderförmiger Block entnommen, in den Defekt eingebracht und mit einer Schraube fixiert.
Patienteneigener Knochenblock
Quelle: The Sinus Graft, Ole. T. Jensen, DDS, MS, Seite 180
Gesetzte Implantate | 485 |
Implantatverluste | |
1. Frühverluste (Frühverlust innerhalb der ersten 6 Wochen der Einheilungszeit) |
9 (1,9 %) |
2. Spätverlust der von 1992 -2008 gesetzten Implantate |
0 |
Kieferaufbauten | |
mit synthetischem Knochenersatzmaterial | ca. 150 |
mit patienteneigenem Knochen aus der Mundhöhle entnommen, Internes Sinuslift |
ca. 200 |
Kieferaufbau mit Beckenkamm | 12 |
Sinuslift extern | 47 |
Verwendete Systeme: